Architektur
Eingang
Der markante eingeschossige Eingangsvorbau von 1930 mit seiner auskragenden Überdachung und seitlichen Glasbausteinwand wurden 1952 bis 1953 bei Erweiterungsmaßnahmen der Bundesschule komplett zweigeschossig in rotem Klinker überbaut; die drei einst senkrecht in die Luft ragenden Schornsteine unwiederbringlich abgerissen. Um den ursprünglichen Zugang zum Foyer des Schulgebäudes nachzuempfinden, wurde der Eingang von 1930 im Zuge der Sanierung wieder geöffnet. Die unterschiedlichen Zeitschichten des Gebäudes blieben so erhalten. Der historische Grundstein vom 29. Juli 1928 ist heute sichtbarer Bestandteil des Foyers. Zur Originaleinrichtung gehörten zwei kleine Sitzgruppen mit insgesamt zehn Armlehnsesseln (Modell ti 244) des Bauhausdesigners Josef Albers, die vor dem Speisesaal standen, sowie ein Klavier vor der Aula.
Aula
Ursprünglich dominierte eine Wandbespannung aus silberschimmerndem Stoff die Aula der Bundesschule. Die Weberin Anni Albers entwickelte den Stoff in ihrer Bauhaus-Diplomarbeit, um die Akustik und die Belichtung des Raumes zu verbessern. Ein Zusammenspiel aus durchsichtigen Zellophanfäden, weißer Chenille und schwarzem Baumwollfaden in unterschiedlicher Webintensität miteinander verbunden, ließ eine gewellte, metallisch glänzende Oberfläche des Stoffes entstehen, die den Lichteinfall gezielt lenken konnte. Auf der Wandseite entstand durch die wattige Chenilleschicht eine schalldämmende Wirkung. Dieser Stoff sollte 1933 der Freifahrtschein für die Jüdin Anni Albers in die USA werden. Anfang der 1950er Jahre wurden die Küche und das Foyer in die Aula hinein erweitert und eine Zwischendecke eingezogen. Während der Rekonstruktion der Bundesschule wurden diese baulichen Veränderungen zurückgebaut.
Speisesaal und Wintergarten
Der Speisesaal wird durch seine großen Stahlfenster und Oberlichter von Tageslicht durchflutet. Die Öffnung der breiten Fensterfläche in Richtung Wald und Natursee ist über ein Kurbelsystem mechanisch bedienbar – eine technische Neuerung der damaligen Zeit. Um die Oberlichter herum liegen Heizungsrohre, denn den Vorgaben Meyers zufolge sollten alle technischen Elemente im Raum sichtbar sein. Als charakteristisches Merkmal der Bundesschule prägt auch hier die Sichtbetonkonstruktion den Innenraum. Um sich der wachsenden Zahl an Studierenden und Lehrenden zu DDR-Zeiten anzupassen, wurde der Speisesaal mehrfach vergrößert. Der historische viertelkreisförmige Wintergarten musste diesen baulichen Änderungen weichen, wurde aber während der Sanierung rekonstruiert.
Terrasse und Pergola
Die im Zuge der Sanierung rekonstruierte Terrasse mit Pergola war ein Ort des Zusammentreffens, der auch für den Unterricht im Freien genutzt wurde. Sie steht somit im direkten funktionellen Zusammenhang mit den im Innenraum liegenden, angrenzenden Freizeitorten: Foyer, Speisesaal, Wintergarten, Aula und Aufenthaltsraum. Zwischen 1950 und 1990 wurde dieser Begegnungsort verlagert, durch eine moderne Brunnenskulptur ergänzt und vergrößert. Hier fanden weitaus mehr Menschen Platz als unter der ursprünglichen Pergola. Der neu entstandene Campus zwischen historischer Bundesschule und Erweiterungsbauten (geplant 1950 von dem Architekten Georg Waterstradt) wurde durch diese Umgestaltung markiert.
Glasgang
Der Glasgang ist die „Lebensader“ der Bundesschule. Er verbindet alle Funktionsteile des Gebäudeensembles wettergeschützt miteinander und ermöglicht eine sofortige Orientierung in der Schule. An diesem Ort verwischt die Grenze zwischen Innen- und Außenraum nahezu vollkommen. Die Neigung des Ganges passt sich der Topografie des Geländes an, während sich die Gebäudeteile in der Höhe aneinander und leicht versetzt zueinander staffeln. Die Holzdecke wird von rotlackierten Stahlstreben gehalten. Aus Materialknappheit wurde der Glasgang in den 1940er Jahren halbhoch mit Holzplatten verschalt. Nach der Sanierung und Rekonstruktion der Bundesschule zeigt er sich nun wieder in seinem Originalzustand.
Internat
Das sozialpädagogische Konzept der Planer war es, die aus den Gewerkschaftsverbänden entsandten Kursteilnehmer möglichst schnell miteinander in kollektiven Kontakt zu bringen. Angelehnt an die Ideen des Schweizer Pädagogen Pestalozzi verfolgten Meyer und Wittwer in der Bundesschule das „Prinzip der kleinen Kreise“. Im Konkreten bedeutete das ein Aufbrechen einer großen Gruppe – insgesamt waren es 120 Personen im Haus – in kleinere Einheiten. Auf jeder Etage der vier dreigeschossigen Internatsblöcke wurden zehn Personen in fünf Zweibettzimmern zu Wohn-, Tisch- und Sportgemeinschaften vereint. Die unterschiedliche Farbgebung der Internatsgebäude (in Blau, Grün, Gelb, Rot) diente als Orientierungssystem. Sichtbar wird diese farbliche Zuteilung nicht nur an den Türen der Internatsaufgänge und an den auf den Innenhof führenden Türen im Glasgang, sondern auch auf den Fußböden und an den Wänden jedes Flures.
Sporthalle
Die Sporthalle wird durch Fensterbänder knapp unterhalb der Decke und einer komplett verglasten Wand an der gegenüberliegenden Seite von natürlichem Licht durchflutet. Die Öffnung der gläsernen Außenwandsegmente zwischen den Sichtbetonstützen ermöglicht eine Erweiterung des Sportraums in die Natur hinein. In den 1950er Jahren wurde dieser Bereich durch eine neue Außenwand geschlossen. So wurde neuer Stauraum für die Sportgeräte geschaffen. Was damals als praktische Umgestaltung verstanden wurde, war gleichzeitig ein deutlicher Eingriff in die moderne Architektur der Bundesschule. Die Vermauerung des Durchgangs verfremdete das Gesicht des heute rekonstruierten Sporthallentraktes. Im Zuge der Sanierung der Bundesschule wurde diese bauliche Veränderung wieder entfernt.
Seminarräume
Über der Sporthalle befinden sich drei Seminarräume. Sie sind durch einen verglasten Laubengang miteinander verbunden und begehbar. Die spezielle Schmetterlingsform der Decken ermöglicht die gleichmäßige Lichtverteilung und effektive Belüftung der Räume durch die beidseitigen Fensterbänder knapp unterhalb der Decke. Diese Fenster können mithilfe eines Kurbelrads alle gleichzeitig geöffnet werden. Ein schmaleres Fensterband im unteren Wandbereich bietet aus der Sitzposition nur wenig Ausblick in die Landschaft, sodass Ablenkungen reduziert und die Lernkonzentration erleichtert wurde. Die originalen Tische wurden als größere Variante des Internatszimmerschreibtisches vom Bauhaus konzipiert. Kombiniert wurden sie mit Drehstühlen der Firma Rockhausen.
Lesesaal und Bibliothek
Durch raumhohe Panoramafenster im Lesesaal sowie eine niedrige Brüstungshöhe wird eine Verbindung zwischen Innen- und Außenraum hergestellt. Die Leser konnten so ihre angestrengten Augen zur Entspannung ins Weite abschweifen lassen. Über den Bücherregalen eingebaute Oberlichter erhellen den hinteren Teil der Bibliothek. Bibliothek und Lesebereich wurden lediglich durch ein offenes Regal optisch voneinander getrennt, wobei der Eindruck zusätzlich durch die unterschiedliche Bestuhlung unterstützt wurde. Aus diesem Raum heraus eröffnet sich ein Ausblick über das gesamte Areal, entlang des Glasganges bis hinauf zum Haupttrakt der Bundesschule. Seit der Eröffnung der Bundesschule 1930 bis zur Schließung der Gewerkschaftshochschule 1990 befand sich hier eine der umfangreichsten Gewerkschafterbibliotheken.
Lehrerhäuser
Die Planung der Bundesschule beinhaltete den Bau von drei zweigeschossigen Lehrerwohnhäusern. Zum Garten hin gibt es jeweils eine Terrasse im Ober- und Untergeschoss. Zusätzlich waren drei kleinere Wohnungen für je einen Verwalter, Gärtner und Helfer vorgesehen, die sich in einem langen Riegelbau an die Lehrerwohnungen anschließen. Bauleiter der Lehrerwohnhäuser war Arieh Sharon, einer von Meyers und Wittwers erfahrensten Architekturstudenten am Bauhaus. Aus Wohnungsmangel wurden nach dem Zweiten Weltkrieg die ebenerdig zum Garten liegenden Terrassen vermauert, das Ober- vom Untergeschoss abgetrennt und so mehr Wohnungen geschaffen.
Erweiterungen
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs sollte die Bundesschule zur zentralen Gewerkschaftshochschule der DDR entwickelt werden. Die ursprünglichen 120 Plätze wurden schnell zu knapp. Erweiterungs- und Anbauten wurden notwendig. So entstanden 1950 bis 1952 neue Verwaltungs-, Seminar- und Internatsgebäude. Ein leicht geneigtes, eingeschossiges Eingangsgebäude verbindet seitdem die Bundesschule mit ihren Erweiterungsbauten. Die Planungen dieser Erweiterungsbauten durch den Architekten Georg Waterstradt orientierten sich stets am Vorbild der Bundesschule von Meyer und Wittwer. Dieser Ansatz sollte Waterstradt zum Verhängnis werden. Der Bau begann noch, während sich die „Formalismus-Debatte“ entfaltete, mit der sich die DDR radikal vom Bauhaus distanzierte.